GasthofhoppingJames Salters Strohfeuer der LeidenschaftParis, Frankreich. Was ist es, was einen puritanisch erzogenen Amerikaner an dieser Stadt, an diesem Land so fasziniert? In diesem Herbst sind es T. C. Boyle ("Riven Rock") und James Salter, die dem großen Moloch der Verführung und des Savoir-vivre ihre Referenz erweisen. "Es war eine dunkle, entehrte Stadt, die den Krieg überlebt hatte", schreibt James Salter in seinen Erinnerungen. Nun bricht er auf, die Provinz zu erobern. Pillip Dean, sein jugendlicher Held, hat das Studium in Yale hingeschmissen. Er will das Leben studieren. Mit einem geborgten Straßenfeger, einem 52er Delage, fährt er über Land und gabelt sich die 18jährige Anne-Marie auf. Eine unbeschwerte Paarungszeit beginnt, und die Reise von Gasthof zu Gasthof hat nur den einen Sinn, den Testikeln unterwegs Erholung zu gönnen. Aus der Perspektive eines guten, etwas älteren Freundes ist dieser Roman erzählt. Dessen voyeuristischer Blick macht Salters Buch zum Männerbuch. Wie unter einer Tarnkappe scheint der Erzähler immer mit dabei zu sein, selbst in den intimsten Momenten dieses Gasthofhoppings. Und wir mit ihm. Der Liebestanz ist Totentanz: Traurig wie das Tier danach sieht der Erzähler die Katastrophe kommen, die von Salter etwas sehr plötzlich und kursorisch entfaltet wird. Denn abrupt endet die gemeinsame Reise über Land, als unserem jugendlichen Stehaufmann das Geld ausgeht, er nach Amerika zurückkehrt und dort tödlich verunglückt. Dieser Roman beschreibt das Leben als Strohfeuer, mit Glut und Leidenschaft, aber egoistisch und gewissenlos. Eine moderne Variante des Mythos vom Narziß. Lutz Hagestedt James Salter: Ein Spiel und ein Zeitvertreib. Roman. Deutsch von Beatrice Howeg. Berlin Verlag, Berlin 1998. 217 Seiten, 36 Mark. |